Vergangenheit

Schnell lief sie über das Feld an den Heuballen vorbei. Ihre braunen Zöpfe wehten im Wind. Sie musste sich beeilen. Sie wollte in Sicherheit sein, versteckt sein, bevor die Sonne hinter dem Berg verschwunden ist. Bevor es zu dunkel wurde. Es war nachts sehr dunkel.

Ganz anders als in der Großstadt. Ganz anders als in Deutschland.

Hier war sie frei. Hier konnte man auch viel freier Atmen. Weiter schauen.

Sie wollte nicht zurück.

Man hatte es ihr versprochen.

Alles blöde Lügner. Scheiß Erwachsene.

Tränen liefen über ihre Wangen. Sie keuchte vom schnellen rennen. Die Sicht verschwamm.

Nein, sie darf jetzt nicht schwach werden. Nicht nachlassen. Nicht straucheln. Noch schneller laufen. Dann hat sie es gleich geschafft.

Es waren vielleicht noch 300m.


So etwas durfte ihr nicht passieren.


Dann fiel ein Schuss. – Stille.


Sie hatte sich ins Gras geschmissen. Erschrocken. Die Knie dabei aufgeschürft, blutend, lag sie da. Tränen liefen, aber sie machte keinen Mucks mehr. Nur nicht schreien, nicht schluchzen, nicht atmen. Ganz ruhig. Vielleicht hatte man sie nicht gesehen. Los, jetzt. Bei drei aufstehen und weiterlaufen. Keine Schwäche.


Eins.

Zwei.

Drei.


Los.


Diese scheiß müden Beine, lauft, lauft, bewegt euch einfach. Nicht zögern, nicht stoppen, einfach laufen. Auch wenn es schmerzt.


„Lara.“ schallte es vom Berg hinab. „Komm zurück.“


Sie rannte einfach weiter. Nicht hinhören. Lara. Lara. Lara.

Man hatte sie anders genannt.

Noch vor kurzem.

Sie wollte nicht zurück.

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