Der Anfang vom Ende

Behutsam setze ich meinen Rucksack auf. Der Schultergurt würde bald reißen. Doch das sollte nun keine Rolle mehr spielen. Ich blicke auf meine Karte und fahre mit meinem Finger den geplanten Weg nach. Heute würde meine Monatelanger Reise ein Ende finden. Ein letzter Blick auf den Platz an dem ich die Nacht verbracht habe. Keine Spuren hinterlassen! Noch bevor die ersten Sonnenstrahlen die Schatten der Nacht verschlucken breche ich auf. Noch einmal blicke auf die Karte. Zum dritten Mal an diesem eiskalten, verschneiten Morgen. Werde ich jetzt schon verrückt?


Ich habe mich bei meinen Streifzügen gut eingedeckt. Reichlich Wasser und etwas Werkzeug. Rudimentär. Doch es würde wohl reichen, mich ein wenig häuslich einzurichten. Seit unzähligen Wochen wandere ich nun schon umher. Mit meinen Gedanken allein. Ich brauche eine sinnvolle Aufgabe. Als ich vor einigen Tagen eine Karte fand, studierte ich sie sehr gewissenhaft. Ich würde einen Ort wählen, der abgeschieden genug ist. Ein Ort nicht allzu fern von einigen Siedlungen. An einem See, mehr oder weniger im Wald.

Ich bin ganz aufgeregt als ich endlich aufbreche. Der letzte Tag des sinnlos anmutenden Umherirrens. Es ist gleichermaßen interessant wie erschreckend, wie sehr die neuen Zustände dieser Welt einen Menschen verändern können. Anfangs begrub ich die Toten. Verhielt mich ehrenhaft. Doch die schier endlose Zahl an Infizierten macht es mir unmöglich den Saubermann dieser Welt zu spielen. Ein zweites Leben hat begonnen. Das alte ist vergangen. Oft muss ich mich ermahnen, in meinen Gedanken im Hier und Jetzt zu bleiben. Alles andere lässt einen wahnsinnig werden.


Ich freue mich auf die bevorstehenden Tage. Endlich ein Zuhause bauen. In meinen Gedanken male ich mir aus, wie ich den Garten anlegen würde, die Zäune, die Fallen..

Seit Wochen habe ich mit niemandem mehr gesprochen. Gestern hörte ich Schüsse. Ganz nah! Als ich dem Nachging fand ich nur ein verlassenes Camp. Vielleicht würde ich bald auf Menschen stoßen. Ich hoffe nur, dass sich in diesen dunklen Stunden der Menschheit noch jemanden finden lässt, der einen nicht gleich auszurauben versucht. Jemand mit dem man gemeinsame Visionen teilen und gestalten kann. Ich musste schon zu vielen nicht infizierten Menschen das Leben beenden. Trachteten sie doch nach meinem.


Zielstrebig setze ich einen Fuß vor den anderen. Mein neues Zuhause.

Die letzte Ruhestätte. Sie ist nun ganz nah!

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