Weit oben auf einem der unzähligen Hochhäuser saß der junge Pjotr und schaute auf die Straßen der Stadt hinab. Unter ihm befand sich ein kleiner Spielplatz welcher einst scheinbar ein Teil dieser Wohnanlage war. Die Geräte waren alt und rostig, nach einer Ewigkeit der Witterung und ohne Pflege eignete sich der Spielplatz gerade noch so als eine nützliche Quelle für Altmetall. Für mehr aber nicht. Die Beine des Russen baumelten über den Abgrund, leicht geschaukelt vom Wind. Schweigend griff Pjotr an seinen Gürtel und aktivierte dort ein kleines blaues Knicklicht, welches sich dort befand. Das blaue Licht erstrahlte sogleich und kaum als das jenes Licht anfing das dunkel der Nacht zu vertreiben begann Pjotr erneut in sein Buch zu schreiben.
Unsere Reise gen Süden musste verschoben werden. Dawns Bein ging es zu schlecht scheinbar dafür und zu zweit wollen wir dann doch nicht losgehen. Micha war sicherlich erleichtert darüber, schätze ich zumindest. Ohnehin gab es genug Arbeit die letzten Tage über. Die Basis steht nun zum Großteil, einige Lücken sind zwar noch vorhanden jedoch sind diese durch den Stacheldraht ausreichend geschützt erstmal. Des Weiteren konnten wir unsere Munitionsbestände weiter aufstocken und auch Wasser und Nahrung ist mittlerweile fast kein Problem mehr.
Menschen zu finden scheint nun kein Problem mehr zu sein. Gerade bei Nacht sehen wir von unserer Basis aus weit die Lagerfeuer der Überlebenden scheinen. Nach gestern aber werde ich diese fernen Lichter in Zukunft wohl ignorieren. Eines der Lichter brannte in der Stadt, weit oben auf eines der Hochhäuser. Micha blieb zu Hause da er nach einer unglücklichen Begegnung mit Infizierten ohnehin schon angeschlagen genug war. Als ich dort ankam, fand ich aber niemanden, nur ein brennendes Lagerfeuer am Dach. Ich hinterließ mal wieder eine Nachricht samt Funkfrequenz und zog wieder ab. Wofür mache ich das eigentlich noch? Bisher hat sich nie jemand, nachdem wir Nachrichten hinterlassen hatten, per Funk gemeldet also könnte ich das Papier auch eigentlich gleich ins Feuer werfen.
Egal, währenddessen hielten Micha und ich stets Funkkontakt. Eigentlich war das sogar ganz sinnvoll, bis sich jemand anderes im Funk dazu gesellte. Kurz gesagt lernten wir gestern einen Teil unserer Nachbarn kennen...Natürlich mussten das genau die zwei Idioten sein von denen Akula und bereits erzählt hatte. Bei ihrem Lager angekommen trafen wir auch den Herren, der so schlau war einfach ein Feuer brennen zu lassen und sich dann zu verpissen. Kein Wunder das die Welt am Arsch ist, wenn solche Nichtsnutze unterwegs sind. Ich hielt einfach mal meine Klappe und überließ Micha das reden. Der falsche Akula und sein Genosse scheinen ziemliche Säufer zu sein, zumindest konnte der eine keine zwanzig Minuten ohne seine Flasche auskommen. Die zwei sind genau solche Typen, von denen mein Vater immer geredet hat. Taugenichtse, die in ihrem Leben einfach zu viel Glück hatten und das ganz klar zeigen wollen. Micha schien sich aber relativ gut mit den beiden zu verstehen, jedoch bin ich mir ziemlich sicher das dies mehr der Täuschung galt als wahrlicher Freundschaft. Solange sie glauben, dass wir sie mögen ist alles gut.
Während des Gesprächs hörte ich es wieder. Das Kinderlachen kam wieder. Dieses Mal war es jedoch anders, näher irgendwie war es... Kein Ahnung. Micha reagierte auf unser Codewort und ich verzog mich rechtzeitig. Nun sitze ich hier und lausche dem Lachen. Bisher hat er sich mir immer noch nicht gezeigt, auch meine Versuche ihn zu erreichen haben bisher keine Früchte getragen. Mache ich etwas falsch? Oder bin ich schlichtweg nicht würdig? Keine Ahnung. Der richtige Akula meinte ja das er sich nur Nachts zeigt, doch außer dem Lachen merke ich nichts von seiner..
Plötzlich hörte Pjotr erneut das Lachen und fast schon instinktiv schaute er hinab zu dem Spielplatz. Eine der Schaukeln begann sich sachte im Wind zu bewegen und auch das kleine Schaukelpferd am Spielplatz wippte sachte von vorne nach hinten. Mit weit aufgerissenen Augen saß der Russe da und beobachtete das makabre Schauspiel, derweilen packte er das Buch sowie den Stift weg. "Bist du da?", fragte er leise und blieb dabei regungslos, mit Blick weiterhin auf den Spielplatz gerichtet, sitzen.
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