Bühne: 2016 Polen, Warschau. Den Toten im schutze der Nacht entkommen, in einer alten Kegelbahn verschanzt. Schreit der Himmel weiße Funken, auf Dächer, Straßen und allem rings umher. Doch die Russen, im alten Gemäuer, machten sich bei einem guten Wein ein kleines Feuer.
Der grimmige Vladimir:
"Der Wein ist eine Gabe, die den Reichen einst gefiel? Doch heute, liebe Freunde, ist er Armen schon bestellt."
August, noch bedrückt von seinem Gaul:
"in dieser Nacht ist der Wein unser Gefährte, er ist reich und bunt und fein. Er liegt in unseren Venen, wie im Zarenhof der Stein."
Die alte Natascha:
"Hier ist dein Wein! Süffle vom Philistertrank, die Pulle ist nun Dein!"
Der grimmige Vladimir:
"Tränke deine Sorgen, weg, den Hader und die Pein. Schenke den Philistertrank, in deine Venen ein."
Der Jonathan, der wieder mal am Spielen war:
"Ich spiele für uns Russenpack, das Leben, ist noch immer fein! Ein Hoch dem kleinen Bettelmann, Fidel darf er sein!"
Die Russen, trinken den Polenwein, aus einer staubigen Glasflasche. Und, nach minute und Stunde regt sich in dem Pack die Freude erneut.
August schrill, wankend entgegen der alten Natascha:
"Madame, aus Traum und Tanz, ein Walzer! Ich tanze unseren Traum. Aus den Fängen fort von hier, mein Bangen macht mich irr. Ich dreh mich gierig, bitte Tanz mit mir! Die Trübsal ist nur Zier."
Die alte Natascha, eng umschlungen:
"Du Schmach, der ich verhaftet bin, dein Klagen ist nicht mein Sinn. Du Engel, der dem Tanzen hold, bist mein Zauber, schier gewollt. Du Mime, dem ich leidig bin, entwaffnet geb’ ich mich dir hin. Nun zeig’ mir endlich meine Macht. Dein Werk hab’ ich erdacht. Mein Teufel, halt mich fest, so fest! Den Tanz noch will ich drehen!"
August fröhlich, aufgeregt im Tanz:
"Ich halt’ dich fest und will dich drehen!"
Die alte Natascha lehnt sich an:
"Ich halt’ dich fest, du darfst nicht gehen! Tanz doch hurtig, tanz mit mir. Der Tanz macht uns zum wir!"
August erschreckt:
"Wir!?"
Der Homunculus steigt in August auf:
"Das Maß ist voll! Alles fällt, der Keim zerschellt. Walzer, Gräuel, Totentanz... Teufel, Gier und Glanz. Tanzt der Ekel, schaudert es, taumelt und nässt. Riecht nach Mord, Kugel fort, der Abgrund naht und bohrt. Drehn’ sich immer fort. Alles riecht nach Mord... Stolz bin ich, ein Degout zu sein, ein Scheusal, immer fort. Verführt’ ich doch die Gier zum Schein, im Kerker faul geschmort. Rings um deinen Körper weht, des Kugelrauches schwarzer Duft, Unheilvoll mein Abzug steht, der Ekel ist ein Schuft..."
Die Stunden vergehen, das Feuer erbricht zu einer Glut. So schlafen die Russen, bis auf einer, der sich in der Nacht quält. Das Scheusal hebt sein Haupt, den Colt hat es geschaut. Es streichelt Lauf und Schaft und verteilt dann die Leidenschaft.
Der Homunculus, als er schießt und wütet:
"Ich will euch geben, was ihr mir verdrießt. Nichts ich verschließe, kein Zagen, kein Leiden. Man fühlt in Kammern, worin Mord entsteht, sieht Reue umklammern, wo Demut um Leben fleht! Wer schaut den Gang der Dinge, wenn Hoffnung versiegt? Wenn Liebe gelänge, doch Hass sie besiegt? Ihr hörtet mich jammern, mich siechend gedeihen. Ein Splitter in Kammern wird niemals verzeihen! Ich will euch nehmen, was ihr an mir liebt. Tobend und säumend der Vorhang wird fallen. Tot jeder Ton, wenn der Kerker versiegt. Dem Fleische entflohen und die Sünde besiegt. Mich juckt der Mord, das Maß ist voll, ich will den Teufel schauen. Hier nun fällt das Leben, so fahl ist Raum und Tanz. Buße will ich geben, just verfällt mein Glanz!"
August verzweifelt, gekniet im Blut, Betend:
"Tot? Tot.... alle drei tot... Blut...überall Blut... Von allem Übel erlöse sie, o Herr. Von meinem unbändigen, störrischen Zorn erlöse sie, o Herr. Von der Strenge meiner Gerechtigkeit erlöse sie, o Herr. Von der herben Qual des Todes erlöse sie, o Herr. Ich bitte dich, o Herr."
August als Homunculus erhebt sich. Sein verdrehtes grinsen Strahlt irr über der Glut. Da nimmt er sich die alte tote Natascha zur blutigen Brust und vollführt mit ihr einen letzten Tanz. Dabei liegt ihn ein Deutsches Lied auf den Lippen:
"Ich bin Jung und du bist alt, ich bin noch warm du bist kalt. Du fühlst dich schwach, ich fühl mich stark, ich bin der Nargel du der Sarg. Ich bin der Chrom du bist der Rost, ich bin der Dünger du nicht mehr als Kompost. Dir fehlt die Kraft ich hab die Traute, ich bin der Wind du bist die Flaute. Du bist bald welk ich bin noch knusprig, ich hab dein Geld das find ich lustig. Nichts macht Liebe zu dir kleiner auch nicht die Gicht auch nicht Alzheimer. Während ich durchs leben turne wartet auf dich schon die Urne, grad ham wir uns noch begattet, da wirst du auch schon bestattet. Das macht mir aber gar nichts aus für mich bist du die Zaubermaus, ich pfeiff auf dein Cholesterin ich liebe dich wie Heroin!"
Neujahr 2017. Polen, Warschau.
August allein mit Nackten Füßen durch den Schnee:
"Ich bin Tier und Ekel, ein Tanz noch mich erregt. Mein Hader mit dem Makel hat das Dasein hier zerlegt. Du, ein Werk, so töricht, ein Fluch, der auf mir ruht. Wozu mit Flammen richten, sich quälen in der Wut. Es lodert in mir fort… Der Kerker schmort, kein Herz und kein Gedanke lebt. Wenn von aller Freud’ und Lust, von Daseins blanker Zier, mir Scheusal nichts gewährt? Wozu ist dies Leben mir? Ich bin frei und brenne. Ich jag’ mich fort von hier. Leb wohl, meine freunde. Leb wohl, liebe mir…"
Der Homunculus lacht in die Nacht:
"Mein Stück ist hier zu Ende, der Beifall gilt nur mir. Bühne, still, den Schneid ich will. Klatscht Applaus für diesen Graus!"
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